Interview

Interview mit Astrid Töpfner

Beim heutigen Querbeet Mittwoch dürfen wir Astrid Töpfner Autorin begrüßen. Herzlich Willkommen in der Leseecke.

Franci: Stellst Du Dich kurz vor?

Astrid: Ich bin Astrid, 42 Jahre jung, komme ursprünglich aus der Schweiz und lebe nun seit sechzehn Jahren mit meinem Mann und zwei prepubertären Söhnen in Spanien 😊.

F.: Seit wann schreibst Du und wie kam es zu Deinem ersten Roman?

A.: Geschrieben habe ich immer schon gerne, aber erst 2007, nach dem Tod meiner Mutter, setzte ich mich mit dem Vorsatz hin, einen Roman zu schreiben. Es war also zu Beginn eine Art Trauerverarbeitung.

F.: Das tut mir sehr leid… Durch die Tourismusbranche hast Du Deine Liebe für Spanien entdeckt – was macht dieses Land für Dich so besonders?

A.: Nicht ganz 😉, eigentlich ist mein Mann Schuld. Wir waren als Teenager ein Paar, er ging eines Tages nach Spanien und irgendwann… kamen wir wieder in Kontakt. Ich besuchte ihn in Spanien und boom, waren wir wieder zusammen. Seitdem lebe ich hier. So richtig in das Land verliebt habe ich mich erst mit der Zeit. Ich mag die Ordnung und die Sicherheit der Schweiz immer noch, aber in Spanien liegen die Prioritäten ganz anders. Mehr darin, das Leben im Moment zu genießen, finde ich.

F.: Ich finde diese Priorität auch viel schöner. Vermisst Du denn die Schweiz?

A.: Ja. Ich bin eine dieser Nomaden, die irgendwie überall zuhause sein können und doch immer gerne woanders wären. Ich vermisse die Schweiz sehr; meine Familie und Freunde, das Essen, die Sauberkeit, die Pünktlichkeit, die Ordnung, manchmal sogar die Spiessigkeit. Aber wenn ich dort bin, dann vermisse ich Spanien. 😊

F.: Man will immer das, was man nicht haben kann. 😀
Du veröffentlichst mittlerweile als Selfpublisherin. Worin siehst Du Vor- und Nachteile gegenüber der Veröffentlichung in einem Verlag?

A.: Das ist natürlich sehr subjektiv. Der Vorteil beim Verlag ist ganz klar, dass man die Produktionskosten und das Risiko, am Ende mit einem finanziellen Verlust dazustehen, nicht tragen muss. Der Vorteil beim SP ist, dass man die Preise selbst gestalten kann und die Verantwortung für alles in den eigenen Händen hält. Nachteil dann jeweils andersrum.

F.: Liebe spielt in Deinen Büchern eine große Rolle, aber auch tiefe und emotionale Themen. Wie lässt Du diese Handlungsstränge authentisch erscheinen? Grade Verlust und Tod scheinen in Deinen Romanen wichtig zu sein…?

A.: Mein Debütroman „Wie Nebel in der Sonne“ entstand nach dem Tod meiner Mutter. Ich habe darin unter anderem meine Trauer verarbeitet (aber keine Angst, es ist keine Autobiografie), und dieses Thema beschäftigt mich immer noch. Es nimmt in jedem Roman einen großen Platz ein, in verschiedenen Formen. Ich finde es interessant herauszuarbeiten, wie individuell Menschen mit den unterschiedlichen Arten von Verlusten umgehen – denn Verlust entsteht ja nicht nur, wenn ein geliebter Mensch stirbt.
Ich denke, dass durch meinen eigenen Verlust auch die Authentizität entsteht und ich kann mich generell sehr gut in diverse Emotionen einfühlen. Eine Zeitlang habe ich Method Acting studiert, und beim Schreiben nennt man das Method Writing.

F.: Wählst Du die Themen zufällig oder nach Aktualität?

A.: Ich nehme mir nicht vor: Jetzt schreibe ich ein Buch über Thema x. Während ich die Geschichte plotte, kristallisieren sich ein, zwei Themen heraus, die ich dann speziell bearbeite.

F.: Gibt es ein Thema, an dass Du Dich noch nicht gewagt hast?

A.: Ein Thema, an das ich mich nicht herantraue (im Moment, jedenfalls), wäre wahrscheinlich Rassismus.

F.: Deine Cover sind wirklich wunderschön, bist Du bei der Entwicklung dabei, kannst Du Deine Vorstellungen einbringen?

A.: Danke schön 😊. Bei „Wie Nebel in der Sonne“ und „Wenn Schmetterlinge fliegen lernen“, meinen beiden Verlagsbüchern, hatte ich kein großes Mitspracherecht. Die Cover meiner SP-Bücher „Dort, wo die Feuer brennen: und „Wir sind für die Ewigkeit“, hat eine Coverdesignerin erstellt. Sie machte Vorschläge, ich Gegenvorschläge, und so sind wir mit der Zeit ans Ziel gekommen.

F.: Welche Deiner bisherigen Erscheinungen liegt Dir besonders am Herzen?

A.: Das ist eine böse Frage! Wer kann sich schon für ein Kind entscheiden? Ich verbinde mit jeder Erscheinung eine ganz persönliche Geschichte, denn in jedem Buch stecken Erlebnisse, Gedanken und Gefühle meiner Selbst.

F.: Das verstehe ich… Rührt es Dich, die tragischen Geschichten zu Papier zu bringen, leidest Du mit Deinen Protagonisten oder entsteht vielleicht sogar ein schlechtes Gewissen beim Schreiben?

A.: Nun, ich sitz jetzt nicht den ganzen Tag heulend vor dem PC. Aber ich verspüre tatsächlich oft während des Schreibens eine gewisse Melancholie, die sich wohl manchmal auch in den Texten widerspiegelt. Aber ein schlechtes Gewissen? Nö! Da müssen sie durch!

F.: 😆 Folgst Du einer Schreibroutine?

A.: Nein. Ich arbeite hauptberuflich als Schriftstellerin und auch als Lektorin, es hängt also davon ab, ob ich gerade Aufträge habe. Ich sitze aber normalerweise am PC, sobald die Kinder aus dem Haus sind (außer bei Home-Schooling, haha) und arbeite am einen oder anderen, je nach Flow und Konzentration. Also ziemlich langweilig. Keine Duftkerzen, keine Musik, kein Pinterest-Moodboard. Höchstens mal `nen Kaffee, Tee oder warmen Kakao.

F.: Niemand braucht ein Moodboard… Welche Bücher liest Du denn selbst gerne?

A.: Ich lese querbeet 😉, außer Sci-Fi, Fantasy und Bücher mit halbnackten Männern vorne drauf. Gerne auch mal ein bisschen anspruchsvollere Literatur oder einfach einen spannenden Thriller.

F.: Mir geht das ja auch so, die Cover mit unechten Muskelbergen versauen irgendwie jede Neugier auf die Story. Wie wichtig sind Dir Blogger, Feedback und der Austausch mit KollegInnen?

A.: Blogger sind enorm wichtig, gerade für unbekanntere Autoren, und ich finde, ihre Arbeit wird oft unterschätzt! Gutes Feedback macht mich stolz und glücklich und zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Und kritisches Feedback zeigt mir im besten Fall, wo ich mich verbessern könnte. Natürlich ärgere ich mich auch mal, wenn jemandem mein Buch nicht gefällt, bin ja keine Heilige, aber mit der Zeit lernt man, dass man nicht jeden Geschmack treffen kann und muss. Kritik ist essenziell, solange diese im konstruktiven Bereich bleibt.

F.: Hast Du je darüber nachgedacht, Dich in einem anderen Genre zu versuchen?

A.: Meine ersten drei Bücher sind zeitgenössische Romane, die Spanien-Sage „Wir sind für die Ewigkeit“ sind historische Roman, die im 20. Jahrhundert spielen. Weitere Genres werde ich vorerst nicht bedienen, aber so richtig Nie sagen sollte man ja nie.

F.: Was erwartet uns in diesem Jahr aus Deiner Feder?

A.: Dieses Jahr wird Band 2 der Spanien-Saga erscheinen, „Wir sind für die Ewigkeit – Erinnerung“. Wann, kann ich leider noch nicht sagen. Die ganze Situation gerade ist kein Motivationsbooster und vieles läuft langsamer, als ich es gerne hätte. Aber ich schreibe fleißig und komme voran! Band 3 wird nicht mehr in diesem Jahr erscheinen, aber daran schreiben werde ich natürlich.

F.: Wie verbringst Du abseits des Schreibens Deine Zeit?
A.: Öhm, welche Zeit? Ich verbringe viel zu viel Zeit am Schreibtisch. Definitiv etwas, das ich ändern sollte, mein Mann beschwert sich regelmäßig. So richtig viel unternehmen kann man ja im Moment auch nicht, aber wir verbringen gerne Zeit draußen, am Strand oder in den Hügel in unserer Umgebung.

F.: Hast Du Wünsche, etwas, das Du irgendwann definitiv erleben, erreichen willst?
A.: Ich wünsche mir, dass ich schon sehr bald von meiner Arbeit als Schriftstellerin und Lektorin so gut verdiene wie in meinem früheren Brotjob. Das wäre ein erster Schritt. Danach darfs ruhig auch ein wenig mehr sein 😊. Gerne würde ich natürlich wieder mehr verreisen und meinen Kindern etwas von der Welt zeigen. Schottland, Kanada, Skandinavien wären da meine Traumziele. Natur und Weite. Erleben? Natürlich, wie aus meinen Söhnen großartige Männer werden. Ich möchte erleben, wie sie eine Frau finden und bei ihrer Hochzeit anwesend sein (Meine Mutter starb drei Wochen vor meiner eigenen Hochzeit. Kleines Trauma also), wie sie glücklich werden und hoffentlich ihre Träume verwirklichen können. ❤

F.: Das Autorenleben ist…
A.: Beglückend, anstrengend und einsam.

Ganz, ganz herzlichen Dank für die persönlichen Einblicke.

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